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Die Satire wird heutzutage von der Realität in Punkto Übertreibung überholt: Was im folgenden fiktiven Gespräch auf Basis von Original-Zitaten als Burleske erscheint, ist de facto maximal eine Parodie.

Was bisher geschah: Treffen sich Merkel, Trump, Erdogan und Putin… – Eine Burleske?

Kim Jong-un und Trump lösen mit ihren atomaren Ambitionen international Sorge aus: Zwei impulsive Typen ohne rotes Telefon, aber mit roten Knöpfen. Was oder wer kann die beiden zähmen? Hierzu gibt es zwei Vorschläge: rote Telefone und Angela Merkels Raute.

Die Verfechter roter Telefone, bemühen folgende Argumentationskette: Nachdem Kim Jong-un Ende Juli seine neueste Interkontinentalrakete, die Hwasong-14, auf 3700 Kilometer Höhe und nach 47 Minuten ins Japanische Meer hatte stürzen lassen, hat der UN-Sicherheitsrat am Samstag die bislang schärfsten Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea verhängt. Im Nu hatte sich die Nachricht im Netz verbreitet. Noch bevor Kim Jong-un die Information offiziell entgegen nehmen konnte, wußte auch er Bescheid. Vor allem wer dahinter steckt. Hätte Kim Jong-un ein rotes Telefon gehabt, hätten sich die folgenden Ereignisse nicht zugetragen.

„Annyeong-hasimnikka, Kim Jong-un (Bitte sei friedlich, Kim Jong-un). Darf ich Ihnen einen Schnupfer anbieten?“, fragt der Babier sich verbiegend. Schnupfen ist in Nordkorea wie Kaffeetrinken, wenn man müde ist, aber noch viel besser. Hier nennen sie Crystal Meth „orum“ oder „bingdu“ – zu deutsch: „Eis“. In manchen Regionen sollen bis zu 50 Prozent der Bevölkerung abhängig sein. Auch in der Hauptstadt Pjöngjang gibt es immer mehr „mulan“, wie man Meth-Süchtige nennt. Meth macht euphorisch und schwer abhängig.

Kim Jong-un trommelt nach einigen Schnupfern mit seinem Handy zappelnd eine Schar Online-Medien an die Front mit einer „heftigen Lektion“ für Trump. Während ihm der Friseur mit leerem Blick und faulen Zähnen einen Undercut rasiert, schießt Kim Jong-un – den Babiersstuhl wie in der Goldenen Horde reitend – den ersten Pfeil in Richtung Trump ab: „Wir sind bereit, die USA mit weit größeren Maßnahmen zur Rechenschaft zu ziehen für ihre Verbrechen gegen unser Volk und unser Land.“ Der Friseur schnalzt zwischen zwei ausgefallenen Zähnen mit der Zunge, bevor er sein Messer an Kim Jong-uns Kinn ansetzt.

Trump, ebenfalls nicht im Besitz eines roten Telefons, beschließt, dieses Mal seine Muskeln auf Twitter ruhen zu lassen. Kim Jong-un will er massenmedialwirksam größere Klunker auftischen als Melania der mexikanischen „Vanity Fair“. Auf einem Treffen mit Drogenabhängigen auf seinem Golfplatz in New Jersey formuliert er vor versammelter Mannschaft: „Du solltest besser keine weiteren Drohungen gegen mich ausstoßen. Ich werde Dir mit Feuer und Wut begegnen, wie es die Welt niemals zuvor gesehen hat.“ Das kann zwar so nicht stimmen: Schon Präsident Harry Truman hatte den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima mit einem „Regen der Vernichtung aus der Luft, wie ihn die Welt noch nicht erlebt hat“ verglichen. Aber Schwamm drüber.

Um sich zu entlasten, greift Trump gleich darauf im Wintergarten des Clubhauses selbst zum Hörer und ruft bei der Zeitschrift „People“ an: „Mein Name ist John Miller. Ich bin der neue Public-Relation-Beauftragte von Donald Trump. Der Chef hat gerade keine Zeit, weil er dauernd von wichtigen, schönen Frauen belagert wird. Zum Beispiel von Madonna, Kim Basinger, Carla Bruni und neuerdings von einem Model mit Namen Chrissy Teigen.“

Da die „People“-Journalistin nichts dazu sagt, setzt Miller alias Trump noch einen drauf: „Chrissy war mit dem Musiker John Legends verheiratet, bevor sie eine heiße Sache mit mir, äh Donald, angefangen hat. Jetzt will sie John Legends verlassen, wegen Donald. Das ist der jetzige Stand der Dinge. Aber derzeit will er nichts Festes mit Chrissy, nur damit Sie verstehen.“

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Ein Mann mit schwarzer Lederjacke, eitriger Haut und dünnem Haar betritt derweil samt Koffer den Raum des Babiers. Er ist der Bruder einer der beiden Frauen, die im Februar am Flughafen von Kuala-Lumpur Kim Jong-uns Halbbruder einen Handschuh mit dem Nervenkampfstoff VX ins Gesicht gedrückt hatten. Er selbst führt im nordkoreanischen Untergrund die staatliche Tradition fort, die Produktion von Methamphetamin anzukurbeln. Es gilt, dringend benötigte Devisen ins Land zu schaffen. Reis und Getreide zu verkaufen, ist illegal, da diese Körner als anti-sozialistisch gelten.

Kim Jong-un nimmt noch einige tiefe Schnupfer aus dem Koffer, bevor der Friseur zackig seinen Befehl ausführt, den Föhn auszuschalten. Ein rotes Telefon ist nicht in Sicht. Um seinen Gegner in Schrecken zu versetzen, stößt Kim Jong-un durchdringende Laute aus, als er seinen nächsten Pfeil in Richtung Trump abschießt: „Du verkennst offensichtlich den Ernst der Lage und meiner Warnungen. Meinem Militär geht das auf die Nerven. Deine Pazifikinsel Guam ist bei einer Flugdistanz von etwa 3360 Kilometern in weniger als 18 Minuten zu schaffen. Bald werden wir soweit sein, vier Mittelstreckenraketen direkt vor Guam ins Meer stürzen lassen. Die werden Deine Insel in ein historisches Feuer hüllen.“

„Vier Hwasong-14! Gebaut mit russischen Triebwerken!“: Putin, der wie der Rest der Welt der Kommunikation folgt, reibt sich die Hände, ohne sich direkt einzumischen. Diese Zurückhaltung ist völlig unnötig: Seit der international anerkannte Raketenexperte Robert Schmucker Anhand des Haupttriebwerks der Rakete aus Februar erkannt hat, dass dies „klar russische Triebwerke sind“, weiß das die ganze Welt.

US-Außenminister Rex Tillerson sitzt in braunem Ledersessel neben Trump im Wintergarten, als hätte er was ausgefressen. Seine Arme hängen herab, er bemüht sich, keine Miene zu verziehen. Demut, Trump ist der Boss. Nur kein falsches Wort jetzt. Es hat schon genug Ärger gegeben. Tillerson hatte es gewagt, Trumps „Feuer und Wut“-Kommentar zu relativieren: Dies seien zwar starke Worte, aber der Präsident habe lediglich eine Sprache gewählt, die Nordkorea auch verstehe. Die US-Bürger könnten ruhig schlafen.

Trump aber will nicht, dass die US-Bürger ruhig schlafen. Mit Indianergeheul stürzt er sich in Wrestler-Manier auf Kim Jong-un, reisst ihn zu Boden, schlägt auf sein Gesicht ein und entreißt dem Babier das Messer, um seinen Gegner triumphierend zu skalpieren: „Unsere militärischen Optionen sind jetzt einsatzbereit, sie sind geladen und entsichert, wenn Du Dich unklug verhältst. Meine erste Anordnung als Präsident war, dass unser nukleares Arsenal erneuert und modernisiert wird. Jetzt ist es wesentlich stärker und mächtiger als je zuvor.“ Das stimmt zwar auch nicht. Aber wen kümmert das.

Bar eines roten Telefons, beschließt Trump noch in der gleichen Nacht, seine Erregung im Rhythmus´seiner bisher vergeblichen Muslim Ban-Vorstöße mit einem Höhepunkt abzuchließen. Um in Stimmung zu kommen, läßt er öffentlich auf Twitter im Wintergarten seine Hose fallen: „Man muss das Böse aus dem Land halten!“

Teigen, auch noch wach und online, kontert: „Für wieviel Uhr muss ich das Uber-Taxi für die Ausreise Deiner schrumpeligen Bösartigkeit bestellen?“

Ein fraglos fieser Kommentar. Trump nimmt auf der öffentlichen Gang Bang-Party ekstatisch seine Konkurrenten ins Visier, um zum Höhepunkt zu kommen: „Ich erfahre zu wenig Unterstützung selbst von den republikanischen Abgeordneten.“

Teigen: „Lolllll, niemand mag Dich! Nach neun Jahren des Hatens ist das wohl der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen bringt.“

Lindsay Lohan: „Das ist unser Präsident. Hör auf, ihn zu schikanieren und fang an, ihm zu vertrauen! Donald ist ein gütiger Mensch.“

Wo war um Gottes Willen Melania? Trump zu Teigen: „Du bist gar kein so heißer Feger. Es gibt bessere – es gibt viele, die weit besser sind. Warum ich aufgehört habe, Dich zu bumsen? Nun man lässt jemand sein, wenn man jemand Besseres kennenlernt als Dich mit einer Körbchengröße in der Gegend von A eins – minus A.“ Eine erneute Lüge wie jedermann jederzeit leicht feststellen kann. Aber Trump ist fertig. Noch im Wintergarten zieht er seine Hose hoch, bevor er Teigen auf Twitter abserviert.

Jon Wolfsthal, Top-Berater des ehemaligen Präsidenten Barack Obama beklagt: „Wir haben einige Ad-hoc- und analoge Kommunikationswege mit Nordkorea, aber wir haben nichts, was einem roten Telefon gleichen würde.“ Der Engpass: Es gilt, ein gemeines rotes Telefon mit diplomatichem Weihwasser in ein machtvolles Instrument zu konvertieren. Doch Trump mag Diplomaten nicht, er mag die ganze Diplomatie nicht. Hinzu kommt, es ist schwer, ein rotes Telefon zu betreiben. Das zeigt der Kalte Krieg: Es dauerte Jahre, bis sowohl Washington als auch Moskau eine Verbindung zu roten Telefonen herstellen konnten.

Jetzt kommt Merkel ins Spiel. Nur sie kann es auch ohne rotes Telefon schaffen. Ja, das ist Merkels Stärke! Nur so geht es! Vor pflaumenrotem Blazer hält sie Kim Jong-un im Stehen ihre Raute entgegen: „Ich werde solange an Deinem Geldhahn drehen, bis ich daraus einen hohen fünfstelligen Betrag gesaugt habe. Jeden Monat! Ich werde den gesamten Geldfluß vom Boden des Hostels und des Kongresszentrums auf Deinem Botschaftsgelände in Berlin auflecken. Du willst es doch! Sag es!“

Zapalot! Wie immer klingt Merkel herzlich, ohne billig zu wirken. Die Journalistin Silke Burmester deutet die Raute als Zeichen dafür, dass Merkel – die eine Naturwissenschaftlerin und keine Ausdruckstänzerin sei – Energie durch das Schließen eines Kreislaufs nach innen durch ihren Körper fließen lasse. Genau die richtige Behandlung für unberechenbare Typen ohne rotes Telefon, aber mit einem Knopf dieser Farbe. Und ganz ohne Peitsche. Warum Merkel ihre Raute nicht auch Trump zeigt, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Bestimmt hat sie noch ein rotes Ass im Strumpfband.

So geht es weiter: Genug nichts gesagt

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